Archiv der Kategorie: Presse

Bilanz nach 200 Tagen NSU-Prozess – Noch so viele Fragen

Der Anschlag auf einen deutsch-iranischen Lebensmittelladen in der Kölner Probsteigasse wohl eher nicht. Ein Einkaufskorb mit einer getarnten Bombe war im Laden abgestellt worden. Die Personenbeschreibung des Mannes mit dem Korb passt weder auf Uwe Mundlos noch auf Uwe Böhnhardt. Wer deponierte also den Sprengsatz, der eine junge Frau schwer verletzte? Gab es Mittäter vor Ort? Diese Frage stellt sich nicht nur beim Anschlag in der Probsteigasse, sondern bei einer ganzen Reihe von Taten, die die Bundesanwaltschaft dem Trio aus Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe zuordnet. Die Opferangehörigen beschäftigt die Frage nach den NSU-Unterstützern bis heute. Der Prozess aber wird hier wohl letztlich keine Aufklärung bringen.

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Probsteigasse: Neonazis wollten Gedenkveranstaltung angreifen

Im Anschluss an die Kundgebung vom Sonntag Abend zum 14. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags in der Probsteigasse bestätigte sich das Gerücht, dass 30 bewaffnete Neonazis und Hooligans in unmittelbarer Nähe zur Gedenkveranstaltung von der Polizei eingekesselt worden sind. „Ob sie konkret auf dem Weg zu der Demo in der Probsteigasse waren, bleibt eine Vermutung“, sagte ein Polizeisprecher. (KSTA) Das Polizeisprecher einen direkten Zusammenhang nur „vermuten“, könnte, neben dem Versuch unsere Veranstaltung anzugreifen, als zweiter Skandal des Abends bezeichnet werden. Es ist uns nämlich nicht bekannt, dass das Gereonsviertel ein neuer überregionaler Hooligantreffpunkt ist. Weiterhin werden demnach rechte (versuchte) Gewalttaten verharmlost. Dies zeigte sich ebenfalls vergangenen Mittwoch, als Neonazis auf und nach der „Kögida“ Demonstration tun und lassen konnten, was sie wollten. Die Neonazis von gestern kamen vor allem aus dem Ruhrgebiet. Aber auch bekannte Kölner Neonazis waren unter ihnen.

Hier ein Bericht vom WDR (19. Januar 2015):
Hooligan-Angriff auf Mahnwache verhindert: Polizei stellte Waffen sicher
Von Oliver Köhler

Etwa 50 rechtsgerichtete Hooligans wollten gestern Abend (18.01.2015) in Köln offenbar etwa 200 Teilnehmer einer Mahnwache überfallen, die an die Opfer des neonazistischen Anschlags vor 14 Jahren in Köln erinnerten. Die Polizei konnte die Hooligans stoppen.Verletzt wurde niemand.
Einige Hooligans waren mit der Bahn aus dem Ruhrgebiet nach Köln gekommen, andere in einem Autokonvoi aus dem Bergischen Land, so die Polizei. Sie hatten sich offenbar zu einem Treffen in der Nähe des Appellhofplatzes in der Kölner Innenstadt verabredet. Mit über den Kopf gestülpten Kapuzen stürmten sie laut Beobachtern in Richtung Gereonsviertel.
[…]

Neue Presseartikel zum NSU, Probsteigasse und den Ermittlungen

Westfalenpost, 19.12.2014
NSU-Ausschuss in NRW steht gewaltig unter Zeitdruck
„Ungereimtheiten gibt es bei den NRW-Taten einige. Beim Sprengfallenanschlag in der Kölner Probsteigasse am 19. Januar 2001 etwa, bei dem die 19-jährige Mashia M. schwere Verbrennung erlitt. Vier Wochen zuvor hatte ein junger, blonder Mann im Laden des iranischstämmigen Djavad M. unter einem Vorwand einen Korb mit Einkäufen und einer präparierten Stollendose hinterlassen. Es gab ein Phantombild, aber kein Ermittlungsergebnis. Noch immer ist rätselhaft, wie der NSU ohne Unterstützer überhaupt auf das unscheinbare Geschäft in der Probsteigasse gekommen sein soll.“
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NSU Aufklärungs- und Dokumentationsarbeit

Die Aufklärungsarbeit hinsichtlich des NSU-Komplexes findet auf mehreren Blogs statt. Hier eine kleine Auswahl:

www.nsu-nebenklage.de
Rechtswanälte der Nebenklage berichten über ihre Arbeit im NSU-Prozess

www.nsu-watch.info
NSU-Watch wird von einem Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen und Einzelpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet getragen, die seit über einem Jahrzehnt zum Themenkomplex arbeiten. Der Kern der momentanen Arbeit von NSU-watch ist die Beobachtung des Strafprozesses am Oberlandesgericht in München. Wir sind an jedem Verhandlungstag im Gerichtssaal dabei, berichten über Twitter (@nsuwatch) und erstellen detaillierte Protokolle.

nrw.nsu-watch.info
Drei Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU und nach Bekanntwerden der NSU-Mord- und Anschlagsserie gibt es nun endlich auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) einen Parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschuss (PUA). Um dessen Arbeit kritisch zu begleiten, haben sich Aktive aus antirassistischen und antifaschistischen Initiativen sowie Einzelpersonen zum Projekt NSU-Watch NRW zusammengeschlossen.

blog.zeit.de/nsu-prozess-blog
Das NSU-Prozess-Blog von Zeit-Online – Der tägliche Blick nach München. Was wird verhandelt? Wie berichten die Medien?